Alles beginnt in Schluderns/Südtirol

Dort steht 1873 der Araberhengst 133 El Bedavi XXII im Deckeinsatz. Der Züchter Josef Folie lässt seine Landstute galizischer Herkunft von einem Fuchshengst decken. Aus der Paarung wird 1874 ein Hengstfohlen geboren und später als Hengst 249 Folie eingetragen – der Stammvater der Haflingerrasse.

 

„Haflinger“ wird Rasse

Mit dem Erlass des k. u. k. Ackerbauministeriums vom 2. Mai 1898 wird die Rassebezeichnung „Haflinger“ genehmigt. 249 Folie und seine Nachkommen werden offiziell als Haflingerpferde geführt.

 

Gründung der „1. Haflinger Pferdezuchtgenossenschaft zu Mölten“

Im Frühsommer 1904 wird die 1. Haflinger Pferdezuchtgenossenschaft zu Mölten gegründet, nachdem der rechtliche Beistand des Vereins am 12. Mai 1904 in Innsbruck vom k. u. k. Statthalter Meusburger bescheinigt wurde.

 

Einführung des ersten Stut- und Hengstbuches

Das Stut- und Hengstbuch, das von der 1. Haflinger Pferdezuchtgenossenschaft zu Mölten angelegt wird, umfasst 250 Pferde. Die Blätter sind nummeriert und beschreiben die Pferde nach den laut Statut vorgeschriebenen Kriterien, die teilweise noch heute Anwendung finden: „Name, Geburtsdatum, Abzeichen, Höhe, Gürtel und Schienbein, sowie Hinweise auf den Besitzer und auf die Deckung.“ Die Statuten und das Stut- und Hengstbuch belegen, dass bereits um 1900 organisierte Zucht betrieben wurde.

 

Genossenschaft erwirbt Tschauffenhof in Mölten

Am 16. Juli 1907 erwirbt die 1. Haflinger Pferdezuchtgenossenschaft zu Mölten den Tschauffenhof und richtet dort einen Aufzuchthof für Jungstuten ein. Das k. u. k. Ackerbauministerium bietet tatkräftige Unterstützung an.

 

Kriegswirren führen zu großen Unterbrechungen

 Von der Gründung der Genossenschaft in Mölten bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges hatte die Haflingerzucht einen rapiden Aufschwung erfahren. Das k. u. k. Ackerbauministerium stellte großzügige Subventionen zur Verfügung, für die Alpung der Haflinger wurden Prämien ausbezahlt, und für Prämierungen bei Ausstellungen und Schauen gab es Geldpreise und Medaillen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 jedoch unterbricht die erfolgversprechende Entwicklung jäh. Im Zuge der allgemeinen Mobilisierung muss ein Großteil der Pferde gestellt werden, was den Pferdebestand drastisch schrumpfen lässt. Die bestehende Beschälordnung verliert ihre Wirkung, die Kriegswirren machen wertvolle Aufbauarbeit zunichte.

 

Ausgangslage nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem für Österreich-Ungarn verlorenen Ersten Weltkrieg werden das vornehmlich deutschsprachige Südtirol ebenso wie das vornehmlich italienischsprachige Welschtirol im November 1918 von Italien besetzt und aufgrund des Vertrages von St. Germain am 10. Oktober 1920 offiziell annektiert. Dies hat auch für die Haflingerzucht weitreichende Folgen. Die aufwendigen Fördermaßnahmen der k. u. k. Monarchie gibt es nicht mehr, die zuvor starke Nachfrage geht zurück. Die Zeiten sind für die Bevölkerung und die Pferdezucht denkbar schlecht. Erschwerend für die Zucht kommt hinzu, dass die Hengste größtenteils in Österreich geblieben sind, während sich die hochwertigen Mutterstuten in Südtirol befinden. 

Der vollkommene Zusammenbruch der Zuchtarbeit bleibt allerdings aus, denn die Personen, die für die Zucht maßgebend waren, bleiben. Ein Jahr nach der Angliederung Südtirols greift der italienische Staat als neuer Territorialherr regelnd in die Zucht ein, übernimmt die ehemaligen k. u. k. Beschäler und verteilt verbliebene und neu erworbene Hengste auf bestehende und neue Deckstellen.

 

 


Die außerordentliche Landeskommission

 


Im Januar 1921 wird für drei Jahre eine außerordentliche Landespferdezuchtkommission eingesetzt, die für die Errichtung von Deckstationen und den Hengstankauf sorgt sowie Pferdeausstellungen und Zuchtschauen organisiert.

 

 

Gründung der 1. Nordtiroler Haflinger Pferdezuchtgenossenschaft

 

In Zams in Tirol wird die erste Haflinger-Zuchtgenossenschaft gegründet. Wenige Jahre danach zählt der Zuchtverein 100 Original-Haflingerstuten, kurz OHAST genannt. 1927 erfolgt für die österreichische Haflingerzucht ein bedeutender Schritt nach vorne, als die italienische Regierung die Genehmigung erteilt, in Südtirol 100 Original Haflinger Stuten anzukaufen. Ein Hauptteil dieser Stuten bleibt in Nordtirol, ein kleiner Teil geht nach Osttirol.

 

 

 

Das erste italienische Original-Haflinger Stammbuch

 

Im Jahre 1929 mustert die ordentliche Pferdezuchtkommission der Provinz Bozen rund 1000 Zuchtstuten und 70 Hengste, die in Südtirol im Einsatz stehen, durch. 40 Hengste und 330 Stuten werden ausgewählt, aufgelistet und beschrieben – samt genauer Abstammung. Für Südtirol ist es die Fortschreibung des ersten Stammbuches der Haflingerrasse. Die sieben Begründer der Blutlinien werden definiert.

 

 

 

Genossenschaft legt Stutbuch an

 

 

Das von Dr. Karl Thurner angelegte Stutbuch bringt Ordnung in die österreichische Haflingerzucht. Der Verfasser gilt als geistiger Lenker des Wiederaufbaus, er forciert den Ankauf hochwertiger Mutterstuten aus Südtirol.

 

 

Verbreitung des Haflingers in Europa 

In Deutschland liegen die Anfänge der Haflingerzucht in den späten 1930er Jahren, als die deutsche Heeresverwaltung in Südtirol Pferde für die Gebirgstruppen einkauft, die bald darauf auch außerhalb des Heeres Anhänger finden. So werden von 1936 bis 1938 rund 100 Haflingerstuten von Südtirol nach Bayern exportiert. Die deutschen Käufer entscheiden sich vermehrt für den schweren Typ, während die österreichischen Einkäufer den drahtigen und edlen Haflinger bevorzugen. Die starke Entwicklung und Verbreitung des Haflingers auf europäischer Ebene beginnt nach 1945, begünstigt unter anderem durch zahlreiche Ausstellungen. 1958 werden die ersten Haflinger nach Amerika exportiert. Besonderer Dank für seine Verdienste bei der Vermarktung und internationalen Verbreitung des Haflingers gebührt dem Haflinger Pferdezuchtverband Tirol.

 

 

Südtiroler Haflinger Pferdezuchtverband wird gegründet

Seit der Gründung der 1. Haflinger Pferdezuchtgenossenschaft zu Mölten wird in Südtirol organisierte Haflingerzucht betrieben, wenn auch die beiden Weltkriege nicht folgenlos waren. Der Verband ist in seiner heutigen Form im Jahre 1947 aus dem Zusammenschluss mehrerer eigenständiger Genossenschaften hervorgegangen; am 10. April 1953 wurde er als Genossenschaft mit beschränkter Haftung mit Sitz in Bozen gegründet.

 

Haflinger Pferdezuchtverband Tirol wird neu strukturiert

 

Bald nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges strukturiert sich der Verband neu. Großes Augenmerk wird auf die Einführung und Umsetzung eines rigorosen Zuchtprogramms gelegt, das auf Reinzucht basiert, sowie auf eine starke Bewerbung der Rasse.

 

 

Italienischer Nationalverband gegründet

Am 20. Dezember 1971 wird aus einem Zusammenschluss von mehreren Provinzverbänden der Italienische Nationalverband der Haflinger Pferdezüchter (ANACRHAI/Associazione Nazionale Allevatori Cavalli di Razza Haflinger Italia) gegründet und mit der Führung des Herdebuches beauftragt. Die Anerkennung als juristische Person erfolgt am 5. Oktober 1974 mit dem Ministerialdekret Nr. 637.

 

Gründung der Welt Haflinger Vereinigung

Am Fohlenhof in Ebbs/Tirol wird die erste internationale Organisation, die Welt Haflinger Vereinigung, gegründet. 

Zum Präsident wird Otto Schweisgut gewählt, der sich in den vergangenen Jahrzehnten vor allem für die weltweite Verbreitung der Rasse verdient gemacht hat. Er bleibt Präsident bis zum Jahr 2000. Nach seinem Rücktritt wird Johannes Schweisgut zum Präsidenten gewählt.

Gründung des Europäischen Verbandes der Haflinger Pferdezüchter

Die großen Verdienste der Welt Haflinger Vereinigung um die Rasse sind unbestritten; dennoch fühlen sich einige Zuchtorganisationen aus verschiedenen Gründen nicht adäquat vertreten und gründen im September 2003 in Bozen/Italien den Europäischen Verband der Haflinger Pferdezüchter. Gründungsmitglieder sind die zuchtbuchführenden Organisationen in Deutschland, Frankreich und Italien.

Gründung der Haflinger Welt- Zucht- und Sportvereinigung

Die Existenz von zwei internationalen Dachorganisationen führt dazu, dass die Kluft zwischen den beiden Hauptzuchtgebieten Südtirol und Nordtirol immer größer wird. Gleichzeitig fehlt ein gemeinsamer Bezugspunkt auf internationaler Ebene: Einige Zuchtorganisationen erkennen Italien und damit den Italienischen Nationalverband ANACRHAI als ursprungszuchtbuchführende Organisation an und orientieren sich daher am Europäischen Verband der Haflinger Pferdezüchter, andere folgen den Grundsätzen des Haflinger Pferdezuchtverbandes Tirol und damit der Welt Haflinger Vereinigung. Mit dem Führungswechsel im Haflinger Pferdezuchtverband Tirol kommt es zur Annäherung zwischen Nord- und Südtirol und schließlich zur Einigung in der Frage des Ursprungszuchtbuches zwischen Italien und Österreich, was auf internationaler Ebene mit großem Wohlwollen aufgenommen wird.

Im Februar 2013 wird die Haflinger Welt- Zucht- und Sportvereinigung mit 16 ordentlichen und vier außerordentlichen Mitgliedern gegründet.